Szenische Lesung zum Holocaustgedenktag auf dem Energiebunker

„Es geht immer um Menschen, die gestorben sind und vor allem um Kinder. Mir persönlich ist es wichtig, diesen Kindern, die Träume hatten, eine Stimme zu geben, auch wenn sie schon tot sind, um ihnen die Chance zu geben, ein Stück weit in uns weiter zu leben.“ – Omeima, 15 Jahre.

Am Samstag, den 27.01.18 lud die „Viel Theater um uns!“- AG zu einer „Szenischen Lesung mit musikalischer Begleitung“ ein, die anlässlich des Holocaustgedenktags auf dem ehemaligen Flakbunker in Wilhelmsburg veranstaltet wurde.
Eingebettet in einem eindrucksvollen Bühnenbild, das den gesamten Zuschauerraum inkludierte, wurden biografische Texte, die von den SchülerInnen selbst verfasst wurden, mit Zeugenberichten, Deportierungslisten, offiziellen Dokumenten der Geheimpolizei sowie jiddischen, bosnischen und kurdischen Liedern kombiniert.

Die 18 Schülerinnen und Schüler des Helmut-Schmidt-Gymnasiums – im Alter zwischen 15-17 Jahren – haben es sich mit diesem Projekt zur Aufgabe gemacht, für das Menschsein einzustehen und gegen jegliche Formen von Ausgrenzungsmechanismen vorzugehen. Der Holocaust steht hierbei nicht nur sinnbildlich für die systematische und industrialisierte Grausamkeit der Moderne, sondern bildet auch faktisch nach der Überwindung des dunklen Mittelalters und der Sklaverei, hin in eine aufgeklärte Welt, einen Einschnitt in der Menschheitsgeschichte. Eine Zäsur, die niemals überwunden werden kann und die die Formen des Gedenkens in unserer heutigen Zeit vor neue Herausforderung stellt. Für unsere SchülerInnen ist die Antwort darauf aber simpel: persönliche Zugänge.

Das Konzept geht auf, was in der darauf anschließenden Debatte zum Thema „Gedenken neu denken?“ deutlich wird. Die Zuschauer schätzten diese neue persönliche Form der Zugänge, die das Publikum betroffen macht. Die SchülerInnen haben sich hierfür intensiv mit den Geschehnissen und Erfahrungen der Menschen auseinandergesetzt, um dann gemeinsam Geschichten zu erfinden, die die Realität wiederspiegeln sollen. Für diese – fiktionale Realität – haben sie sich in die Menschen hineinversetzt und überlegt, wie sich die jeweiligen Figuren an die Mutter, die Kindheit, an selbstverständliche Gegenstände oder Orte in der Heimat erinnern könnten. Solch ein Vorgehen färbt die Zeugnisse unserer Geschichte, die uns massenhaft in schwarz-weißen Bild- und Textquellen vorliegen, in Farbe ein und macht diese für uns abstrakten Berge an Leichen und Skeletten realer.

Tief beeindruckt teilte sich ein Zuschauer mit, der seinen Respekt für dieses Projekt kundtat und unsere SchülerInnen als „Botschafterinnen und Botschafter des Friedens“ bezeichnete. Die „Viel Theater um uns! – AG plant nun diese Form der Veranstaltung auch zu anderen Gedenktagen aufzuführen, damit das „Gedenken“ nicht in Vergessenheit gerät.

Weitere Informationen und Termine auf der Projekthomepage: neugedenken.jimdo.com

„Denk-mal!“ Lichtskulpturen

Inspiriert durch das Theatergroßprojekt „Kein deutscher Land“ und geprägt durch eine schulinterne „Anti-Mobbing“-Projektwoche, setzten sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5b mit dem Thema Ausgrenzung und Zugehörigkeit auseinander. Die Auseinandersetzung fand hierbei in Rollenspielen, Standbildern und Diskussionsrunden statt. Hierbei bot es sich im Kunstunterricht an, die Körperlichkeit von Menschen zu untersuchen, die sich „zugehörig“ oder „ausgeschlossen“ fühlen, sodass im Rahmen der Unterrichtseinheit „plastisches Arbeiten“ der Entschluss gefasst wurde, Denkmäler zu errichten.

Die 11 und 12 jährigen Kinder kamen bei ihrer Analyse von „Befindlichkeiten“ in Form von Köperhaltung und Bewegung zu dem Ergebnis, dass Ausgrenzungserfahrungen zu einerseits engen, zusammengezogenen und instabilen Haltungen führen, anderseits aber auch angespannte und druckaufbauende Posen zur Folge haben können.

Es wurde klar, dass die Denkmäler nicht aus festen Materialien gefertigt werden können und die an Bedeutung gewinnenden Emotionen auch eine Darstellungsform verlangen. Das Ergebnis des halbjährigen Projekts sind zahlrieche Zeichnungen, Fotos und das Endergebnis in Form von Lichtskulpturen: „Denk-mal!- Denkmäler“ , die die ins Abseits gedrängten würdigen und Sprechanlässe bieten, um auf Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen, darüber nachzudenken und diese anzugehen.

Die Lichtskulpturen wurden anlässlich des Holocaustgedenktages auf dem Energiebunker ausgestellt und ins Bühnenbild der dort abgehaltenen szenischen Lesung integriert.