Prolog zum Duell Jung gegen Alt

Schachwettkampf 2019

Zum schulinternen Schachwettkampf am 23. April traten nur 14 Schüler an. Es fiel auf, dass nur vier Schüler aus der Beobachtungsstufe dabei waren. Letztes Jahr waren es 13 Schülerinnen und Schüler. Wieso dieses Jahr nur so wenige?

Dennoch war es wieder eine große Freude, diesen Wettkampf auszurichten. Es ist zum einen immer wieder erfreulich zu sehen, wie konzentriert Schüler*innen beim Schach ans Werk gehen, und zwar auch diejenigen, welche im Unterricht oft unkonzentriert wirken. Zum anderen waren sowohl das Kandidatenturnier als auch der Titelkampf „HSG-Champion“ bis zum Schluss spannend.

Kandidatenturnier

Um drei Titel wurde gekämpft: „Erster Platz“, „Bestes Ergebnis Mittelstufe“ und „Bestes Ergebnis Beobachtungsstufe“.

Erster wurde Minh Luka aus der 5c, der auch Geheimfavorit gewesen war. Er holte sechs Punkte aus sieben Partien. Das als jüngster Teilnehmer zu schaffen, ist eine starke Leistung. Nächstes Jahr wird er gegen den HSG-Champion antreten.

Ensar aus der 10c holte als Zweiter mit fünf Punkten aus sieben Partien den Titel „Bestes Ergebnis Mittelstufe“. Vier Runden lang hatte er Hoffnungen auf den ersten Platz gehabt. In der fünften Runde verlor er dann gegen Minh Luka. Er konnte es danach kaum fassen, dass jener auf der Gewinnerstraße war: „Der Kleine gewinnt das Turnier? Das kann doch gar nicht sein!“

Den Titel „Bestes Ergebnis Beobachtungsstufe“ trägt nun Justus aus der 5a. Er war wegen voriger Erfolge Favorit gewesen, zeigte aber schon in der zweiten Runde Nerven und wurde am Ende mit vier Punkten aus sieben Partien Fünfter.

Zwei Schüler verdienen zusätzlich Erwähnung. Erstens zeigte Vincent aus der 8a, dass mit ihm noch immer zu rechnen ist. Er hatte zwar eine längere Zeit nicht mehr fürs HSG Schach gespielt, geschweige denn sich in der Schach-AG blicken lassen, aber bewies mit seinem dritten Platz, dass er nach wie vor zu den besten Schachspieler*innen am HSG gehört. Zweitens spielte Samuel A. aus der 6c ein gutes Turnier. Er besiegte zum Beispiel Justus in der zweiten Runde und schrammte als Sechster nur knapp am Titel „Bestes Ergebnis Beobachtungsstufe“ vorbei. Wenn man bedenkt, wie er zu Schuljahresanfang im Beo-Schachturnier abgeschnitten hatte, kann man feststellen, dass er von allen Teilnehmern in diesem Schuljahr die größten Fortschritte gemacht hat.

Titelkampf „HSG-Champion“

Im Titelkampf „HSG-Champion“ traten Leon aus der 10b und Ali aus der S2 gegeneinander an. Ersterer hatte letztes Jahr das Kandidatenturnier gewonnen, letzterer hatte sich den fraglichen Titel im Kampf mit Habib aus der S2 geholt. Auf dem folgenden Bild sind die diesjährigen Kontrahenten während der ersten Partie zu sehen.

Die erste Partie war vielleicht sogar die spannendste. Ali stellte die Weichen früh auf Königsangriff, indem er am Königsflügel, wo Leon rochiert hatte, eine Linie öffnete. Leon hielt seine Stellung zur Verteidigung geschlossen. Es kostete Ali viel Zeit, gute Angriffszüge zu finden. Irgendwann sah es so aus, als würde Leon einfach auf Zeit gewinnen. Der sah sich in dem Moment aber gezwungen, seine Stellung zu öffnen. So fand Ali immer leichter Angriffszüge und für Leon wurde es immer schwieriger, sich zu verteidigen. Dadurch holte Ali zeitlich auf. Fast alle, die nicht selber spielen mussten, schauten zu. Große Spannung lag in der Luft. Am Ende verlor sogar Leon auf Zeit. Ali hatte aber auch nur noch zwölf Sekunden auf der Uhr.

Die zweite Partie gibt interessante Beispiele für Schachtheorie her. In der Eröffnung ergab sich folgende Stellung:

Im Prinzip würde man die Stellung der Vorstoßvariante der Französischen Verteidigung zuordnen. Der Springer auf c3 ist aber ungewöhnlich. Typischerweise steht dort der weiße c-Bauer. Wie dem auch sei, Ali war mit Schwarz dran, wähnte sich zu einem bekannten Eröffnungstrick aufgestellt und schlug den Bauern auf e5. Doch Leon wiederum erkannte nicht, dass sein Springer auf c3 den Eröffnungstrick verhinderte. So erhielt Ali unverdient einen Mehrbauern.

Nach etwas mehr als 20 Zügen bewies Ali dann allerdings taktische Finesse, als er in der folgenden Stellung eine Fesselung auszunutzen wusste:

Danach hatte Leon eigentlich keine Chance mehr.

So lag Ali nach zwei Partien deutlich in Führung und brauchte nur noch ein Remis zum Gesamtsieg. Die dritte Partie musste Leon also gewinnen. Ali versuchte durch Vereinfachungen ein Remis zu erzwingen, indem er z.B. früh die Damen tauschte. Doch gegen Ende patzte er und verlor einen Turm. Danach konnte Leon mit Leichtigkeit einen Punkt nach Hause fahren und der Titelkampf blieb spannend.

Die vierte Partie kam allerdings einem weiteren Matchball für Ali gleich. Er verwandelte ihn dieses Mal problemlos. Leon hatte wohl sein Pulver verschossen, gab nach rund zehn Zügen unnötig einen Bauern her und konnte anschließend gegen Alis ruhiges, aber druckvolles Spiel wenig ausrichten.

Ali war und ist also HSG-Champion im Schach! Nächstes Jahr wird er den Titel kurz vor seinem Abitur als ältester Schüler unter den Teilnehmer*innen gegen den noch immer jungen Minh Luka verteidigen müssen…

Die Titelträger